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Sandra Albrecht

02 - Was ist Kunst?



david kunst museum statue Michelangelo



KUNST IST EIN SPIEGEL - EINE DEFINITION


Wenn du mir die Frage stellen würdest, Sandra, was ist Kunst, würde ich Folgendes antworten:



1. Geistiger Teil


Kunst ist eine kulturelle und geistige Erfindung des Menschen. Nehmen wir an, die Menschheit verschwindet von der Erde; die Natur würde weiterexistieren, aber es gäbe niemanden mehr, der etwas „kulturell auflädt“ und als Kunst bezeichnet. Der Verfall und die Zersetzung der Natur würden somit auch nicht vor einem Museum wie dem Louvre haltmachen, weil sich darin schützenswerte Kunst befindet.


Kunst ist eine Idee des Menschen, die durch Wahrnehmung zum Leben erweckt wird. Dies kann von einer oder von vielen Personen vollzogen werden. Wenn eine Person denkt: „Das ist Kunst“, dann ist es in der Realität dieser Person auch Kunst. Wenn viele Menschen glauben, dass etwas Kunst ist, wird es mit höherem Wert aufgeladen und dadurch bekannter, ikonenhafter, relevanter, teurer usw.


2. Materieller oder performativer Teil


Kunst ist die Reflexion eines Zeitgeistes, weil wir alle Teil des aktuellen Zeitgeschehens und der Gesellschaft sind. Die Künstlerinnen und Künstler schaffen aus der Idee von „Kunst“, verbunden mit ihrer individuellen Lebensgeschichte, ihrem Können und den verfügbaren Materialien, ein Werk oder eine Aktion. Nach einer gewissen Zeit kann das Werk einer bestimmten Strömung oder Epoche zugeordnet werden, oder die Kunstschaffenden entwickeln selbst eine Einordnung für ihre Werke.


3. Besonderheit der Reflexion


Kunst ist immer ein Werkzeug für die Rezipienten, um ihre inneren Prozesse widerzuspiegeln.


Stell dir vor, du befindest dich in einem Museum – hohe Decken, große, gut ausgeleuchtete Räume mit vielen Kunstwerken, die darauf warten, betrachtet zu werden. Jetzt verwandle das Museum in ein Spiegelkabinett, das nur dazu da ist, dein aktuelles Innenleben widerzuspiegeln. Wie funktioniert das? Indem du darauf achtest, was in dir ausgelöst wird, wenn du Kunst betrachtest. Welche Gedanken kommen in deinen Kopf und warum? 


Museum Rezeption Reflexion Menschen

Vielleicht kommen Gedanken in dir auf, wie:


  • Das ist schön! 

  • Es erinnert mich an ein bestimmtes Gefühl, das ich noch nie in Worte fassen konnte und jetzt fühle mich nicht mehr so einsam.

  • Laaaaangweiling! 

  • Warum provoziert mich das? 

  • So was habe ich im Kindergarten auch mal gemalt.   

  • Ich fühle mich sehr klein, weil ich das Gefühl habe, ich bringe nichts Außergewöhnliches zustande. 

  • Was wohl der Museumswärter über die Bilder denkt? 


 

Die Gedanken und Gefühle, die Kunst in uns auslösen kann, verraten viel über uns selbst. Auch wenn wir nichts über die Kunst und den Künstler oder die Künstlerin wissen, haben wir oft intuitiv eine Ahnung davon, was die Person ausdrücken wollte. Es hat einen hohen Wert, Kunst für sich zu betrachten und den Lärm um sich herum auszuschalten – einfach mal zu erfahren, was in einem selbst los ist.


Du kannst dich auf geschützte Weise mit völlig anderen Realitäten, Eindrücken und Gefühlen konfrontieren. Selbst wenn nur absolutes Desinteresse in dir ausgelöst wird, sagt auch das etwas über deinen aktuellen Zustand aus.


Fotografie schwarz weiß nachdenken Person Kunst
© Foto von Muhammad Khairul Iddin Adnan @ pexels

Wenn nach einem solchen Reflexionsprozess ein Interesse an Hintergrundinformationen aufflammt, ist es doch viel spannender, zu sehen, inwiefern sich die Intention des Künstlers oder der Künstlerin und deine eigenen Assoziationen überschneiden, als sich einfach die aufgearbeiteten Eckdaten anzueignen. Diese Daten verschwinden schnell wieder, weil sie keine Bezugspunkte zu unserem Leben haben.


Im Prinzip schließt sich hier ein Kreis: Wir Menschen haben die Idee der Kunst erfunden und als kulturelle Handlung in unserer Gesellschaft verankert, weil sie uns miteinander verbindet. Menschen erschaffen Kunst und stellen sie aus – sei es physisch oder als Performance. Andere Menschen dürfen mit dem, was die Kunst in ihnen auslöst, egal was es ist, einen Nutzen ziehen.

 

Zusammengefasst:


  1. Kunst ist eine Idee, eine Erfindung des Menschen.


  2. Kunst spiegelt den Zeitgeist der Gesellschaft und die individuelle Lebenssituation der KünstlerIn wider. Durch die KünstlerIn oder mit der Zeit kann das Werk einer Strömung oder Epoche zugeordnet werden.


  3. Unabhängig von allem, ist die Kunst immer ein individueller Spiegel für die BetrachterInnen.


Andy Warhol Spiegel Kunst Reflexion Geschichte

Ich meine nur, es ist schon komisch, wenn man Beispiele sieht, die beweisen, dass man nicht traurig sein muss und das ist nur davon abhängig, wie du selber darüber denkst und wie du denkst, dass du darüber denken solltest. Man kann lachen oder weinen, wenn man weint, könnte man genauso gut lachen, man hat die Wahl.


Verrückte wissen am besten, wie das geht, denn sie lassen ihren gedankenfreien Lauf. Man kann also seine Flexibilität zum eigenen Vorteil einsetzen. Du entscheidest, was du tun willst und wie du deine Zeit nutzen willst.


- Andy Warhol 

Quelle 1










 

Quellen:


  1. Warhol, Andy: Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück.

    Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt am Main, 2009. S. 107

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